Grußwort zum World Cleanup Day 2023
Schriftliches Grußwort Schirmherrin World Cleanup Day 2023, Marion Walsmann (MdEP)
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Wie in den Vorjahren übernehme ich als Thüringer Europaabgeordnete auch 2023 gerne wieder die europäische Schirmherrschaft für den World Cleanup Day 2023 am 16. September. Mit Freude, aus Begeisterung und aus Überzeugung.
Seit 2008 findet weltweit jedes Jahr an jedem dritten Samstag im September diese größte Bürgerbewegung der Welt zur Beseitigung von achtlos weggeworfenem Müll statt.
Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Bürgerinitiativen, Politische Parteien, Schulklassen und Umweltschützer rufe ich auf: Machen Sie mit! Schließen Sie sich nach dem Motto lokal vor global vor Ort zusammen, informieren Sie sich im Internet unter dem Link zu den regionalen Aktionen: www.worldcleanupday.de/alle-cleanups.
Und bitten Sie die kommunale Abfallwirtschaft bei Ihnen in der Region oder im Ort um Unterstützung mit Personal und Technik. Und laden Sie die Medienvertreter ein, werben Sie selbst in den Social Media Kanälen. Das hat in den letzten Jahren hervorragend geklappt.
Als Europaabgeordnete rufe ich nicht nur zum Mitmachen auf, sondern bin selbst als Müllräumerin seit Jahren aktiv dabei. Gemeinsam mit anderen Helfern und Unterstützern steige ich jedes Jahr beim World Clenup Day in Fischermontur in die Gera in Erfurt. Wir holen mit unserem Team immer eine Menge Unrat aus dem Wasser. Unglaublich, was da alles zum Vorschein kommt: sogar Fahrräder, Schubkarren, Verkehrsschilder, alte Möbel, alter Hausrat, Gartenzäune und anderer Unrat. Nicht immer appetitlich anzusehen, mit Algen und Schlamm garniert.
Was mit dem World Cleanup Day 2008 in Estland mit rund 50.000 Menschen begonnen hat, ist im Jahr 2022 weltweit auf fast 50 Millionen Unterstützer und Helfer angewachsen, davon rund 300.000 Aktive allein in Deutschland. Wir haben das ehrgeizige Ziel, in Zukunft 5 Prozent der Menschheit auf unserem Globus für diese wichtige Umweltaktion zu begeistern.
Eigentlich ist alles Müll, was im Übermaß erzeugt wird. Nie wurde im Überdruss am Überfluss in unserer Wohlfahrtsgesellschaft so viel Müll trotz optimaler öffentlicher Müllentsorgung und Angeboten zur Mülltrennung aus Bequemlichkeit einfach weggeworfen wie in unserer Konsumgesellschaft.
Dem illegal und achtlos weggeworfenen Müll eine Abfuhr zu erteilen, Einfälle statt Abfälle zu entwickeln, mit eigenem Einsatz für saubere Natur und saubere Orte zu sorgen, das sind meine Motive, warum ich jedes Jahr gerne die Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments für den World Cleanup Day in Deutschland übernommen habe und bei der Aktion mit anpacke.
Als einzige Thüringer Europaabgeordnete liegt mein lokaler Schwerpunkt hier auf unserem Freistaat Thüringen. Ich danke dem Thüringer Umweltministerium, der kommunalen Abfallwirtschaft und den vielen Helferinnen und Helfern für unsere gute Zusammenarbeit.
Umweltschutz macht nicht an Grenzen Halt. Nicht erst seit dem Green-Deal sind Umwelt- und Klimaschutz zentrale Ziele europäischer Politik. Diese Ziele werden aber vor Ort, auf dem Land, in Städten und Gemeinden, mit den Bürgerinnen und Bürgern, mit freiwilligen Helfern regional umgesetzt. Unser Einsatz ist auch ein Zeichen von Heimatliebe.
Ohne das Engagement von uns Thüringern wäre der World Cleanup Day in den vergangenen Jahren nicht so erfolgreich in Deutschland gestartet. Bundesweit nimmt Thüringen beim jährlichen World Cleanup Day von Anbeginn an eine Vorreiter- und Vorbildrolle ein. Mehr als 4.000 Freiwillige, Jung und Alt, haben beim letzten World Cleanup Day in Thüringen ihren Heimatort und das Umland von Unrat und Müll entsorgt.
Ich habe selbst mit vielen Helfern Hand angelegt. Ich werde auch künftig jedes Jahr persönlich dabei sein. Mit vielen lokalen Partnern, Kommunen, Vereinen, Verbänden und Freiwilligen setzen wir an diesem Tag ein Zeichen für eine intakte Umwelt. Eine saubere Umwelt ist ein Menschenrecht.
Mit dem World Cleanup Day appellieren wir an jeden einzelnen: Die Welt verändert sich durch dein Vorbild. Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht. Unsere Wegwerfgesellschaft mit den riesigen Plastikinseln in den Weltmeeren muss ein Ende haben. Müll trennen und ordentlich entsorgen, ja Müll – so gut es geht – vermeiden, erst gar nicht entstehen zu lassen, das ist unsere große gemeinsame Aufgabe.
Doch das ist die Realität: Unsere Welt versinkt weiter im Müll. Deutschland produziert überdurchschnittlich viel Müll: 646 Kilogramm pro Kopf pro Jahr. Weltweit liegt der Durchschnitt bei 527 Kilogramm. In den USA sogar bei 811 Kg pro US-Bürger jährlich. Das Problem: nicht der gesamte Müll wird auf unserem Globus ordentlich entsorgt und recycelt. Vieles wird achtlos und respektlos illegal einfach weggeworfen, sogar Schrottautos. In der EU wird immerhin ein Drittel des Abfalls wieder ordentlich recycelt. Das ist zumindest eine erfreuliche Entwicklung. Recycling ist allemal besser als neu herstellen. Weniger ist mehr, für die Umwelt, für das Klima.
Die beste Verpackung ist die, die wieder verwendet wird. Also: statt Plastiktüte Einkaufstasche oder Einkaufsnetz. Und bei Getränken Mehrweg- statt Einwegflasche. Und bitte alte Flaschen im Glaskontainer entsorgen statt einfach wegwerfen. Da müssen wir noch viel Aufklärungsarbeit leisten.
Betrachten wir das Problem einmal global: Ist es nicht paradox: Während die Industrieländer noch immer dem Konsumdenken verfallen sind, spüren wir an vielen Stellen plötzlich Knappheit: Materialknappheit und Lieferengpässe. Über letzteres diskutieren wir aktuell im Europaparlament. Und überall auf der Welt sind wir damit konfrontiert, dass natürliche Ressourcen, vor allem Wasser und Energie schlicht am Limit sind.
Ein ganz konkretes Beispiel, wie weltweit Mangel und Knappheit ignoriert werden: Alte Handys werden oft einfach in den Müll geworfen. Und – laut Branchenverband Bitcom – horten die Deutschen rund 200 Millionen Alt-Handys. Darin sind enthalten: 6,2 Millionen Tonnen Gold, 63 Tonnen Silber, rund 3400 Tonnen Kupfer, die recycelt werden können. Auch darüber sollten wir einmal nachdenken. Und vor allem handeln!
Neben der Gesetzgebung von oben brauchen wir vor allem ein Umdenken von unten beim Umweltschutz, bei der Müllbeseitigung und der Müllvermeidung. Jede Veränderung beginnt im Kopf.
Macht also beim World Cleanup Day am 16. September mit! Wir räumen auf. Wir räumen weg. Der Umwelt, der Natur, dem Klima, den Menschen, unserer Heimat zuliebe. Gemeinsam können wir vieles bewegen. Setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Per Internet: www.worldcleanupday.de
Ihre
Marion Walsmann